Multiple Sklerose: Wann ist welche Therapie angezeigt?
Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die häufig schon im jungen Erwachsenenalter ausbricht. Durch chronische Entzündungen im Gehirn und im Rückenmark (sogenannte Läsionen) wird dabei die Ummantelung der Nervenbahnen („Myelinscheide“) angegriffen, so dass elektrische Impulse nicht mehr zuverlässig weiter geleitet werden können. Der Krankheitsverlauf ist bei MS extrem unterschiedlich ausgeprägt und reicht von leichten und seltenen Krankheitsschüben bis zu sehr schweren Verläufen mit schweren bleibenden Behinderungen.
Die MS ist zwar nicht heilbar, allerdings stehen zahlreiche medikamentöse Behandlungen zur Verfügung, um den Fortschritt der Krankheit einzudämmen. Die Bandbreite der Therapieformen bewegt sich dabei von „gering- bis moderat-effektiv“ bis zu „hocheffektiv“.
Nachdem die Anpassung der Theraspieintensität sich bislang nach auftretenden klinischen Symptomen - sogenannten „Schüben“ – gerichtet hat, haben Forscher der Medizinischen Universitäten Innsbruck und Wien sowie des Inselspitals, Universitätsspital Bern nun in einer Studie festgestellt, dass eine Therapieintensivierung schon vor Auftritt von Symptomen dem Patienten helfen kann. Mithilfe der Magnetresonanztomographie (MRT), die auch Läsionen bildhaft erkennbar macht, haben die Wissenschaftler 131 seit einem Jahr symptomfreie MS-Patienten untersucht. „Wir konnten zeigen, dass Patient:innen mit schubförmiger MS, die unter Immuntherapie zwei oder mehr neue entzündliche MRT-Läsionen innerhalb eines Jahres entwickeln, auch bei klinischer Stabilität, also ohne Symptome, von einem Wechsel auf eine hoch-effektive Immuntherapie profitieren“, schreibt Gabriel Bsteh, einer der an Studie beteiligten Mediziner, auf der Website der Medizinische Universität Wien. Harald Hegen betont an gleicher Stelle, dass die neuen Erkenntnisse einen früheren Umstieg auf eine intensivere Therapieform erlauben, die dem Patienten zugute kommt. „Nachdem Läsionen oft schon vor dem Auftreten klinischer Symptome in der MRT sichtbar sind, ermöglicht eine bildgebende Kontrolle bei Patient:innen mit einer gering- bis moderat-effektiven Therapie ein frühes Eingreifen in den individuellen Krankheitsverlauf , sagt der Studienleiter.