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Ein neuer Weg bei der Behandlung chronisch offener Wunden

Ältere Menschen, Diabetiker und Patienten mit Durchblutungsstörungen sind besonders häufig von chronisch offenen Wunden betroffen. Wunden, die nach acht Wochen noch nicht vollständig verheilt sind, gelten als chronisch und erfordern eine spezielle Behandlung. „Die aktuellen Leitlinien umfassen zur Behandlung solcher Wunden ein chirurgisches Debridement zur Entfernung nekrotischen Gewebes, eine antiseptische Wundreinigung, das Anlegen spezieller Verbände und einen regelmäßigen Verbandwechsel“, erklärt Dr. Nessr Abu Rached, Spezialist an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum im St. Josef Hospital, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum. Doch auch bei strenger Einhaltung aller Vorgaben der Leitlinie, dauert es nicht selten Monate lang, bis die Wunde verheilt ist.

Auf der Suche nach einer verbesserten Therapie für chronisch offene Wunden hat Dr. Rached zusammen mit Kollegen weiterer medizinischer Zentren die POWER-Studie ins Leben gerufen. „In der POWER-Studie, die seit 2021 läuft und Ende 2024 endet, vergleichen die Forschenden die Wirkung dieser Goldstandard-Therapie mit der Anwendung eines Kaltplasmas. Dabei wird zwischen der Wunde und der Plasmafolie die Umgebungsluft teilweise ionisiert, also mit zusätzlicher Energie aufgeladen. Das so entstehende Plasma wirkt antibakteriell und antiviral sowie entzündungshemmend“, erklären die Wissenschftler in einer Pressemitteilung. Die ersten Ergebnisse machen Mut: „Eine Zwischenauswertung zeigt, dass das Plasma die Wundheilung deutlich beschleunigt und Schmerz und Infektionen verringert. Das Studienteam gewann im bisherigen Studienzeitraum 48 Patientinnen und Patienten, deren Daten bereits ausgewertet werden konnten. Sie wurden zufällig einer von zwei Gruppen zugeordnet. Die eine Gruppe wurde nach Goldstandard versorgt, die andere Gruppe wurde zusätzlich über vier Wochen dreimal wöchentlich zwei Minuten lang mit dem Kaltplasma behandelt.

Ergebnis: 16 Prozent der Wunden der Plasmagruppe hatten sich komplett oder fast vollständig (90 Prozent) nach vier Wochen geschlossen. In der Kontrollgruppe mit Standardwundtherapie galt das für keine einzige Wunde. Weitere 28 Prozent der Wunden in der Plasmagruppe hatten sich um mindestens 60 Prozent verkleinert, auch das galt für keine Wunde in der Kontrollgruppe. Eine Verringerung der Wundfläche um mindestens 40 Prozent wurde bei 40 Prozent der Plasmagruppe und bei 18 Prozent der Kontrollgruppe beobachtet.

Darüber hinaus benötigte die Plasmagruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich weniger Antibiotika (4 Prozent versus 23 Prozent). „Die mit Plasma behandelten Patientinnen und Patienten berichteten darüber hinaus von einer signifikanten Verringerung der Wundschmerzen und einer Verbesserung der Lebensqualität“, berichtet Nessr Abu Rached. „Die Kombination von Plasma mit der bewährten Wundbehandlung übertrifft die Wirkung der bisher als Goldstandard geltenden Behandlung um ein Vielfaches“, so sein Fazit.“

 

Quelle: Pressemitteilung der Ruhr-Universität Bochum