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Kortison richtig einsetzen

Kortison ist häufig Mittel der Wahl, wenn es darum geht Entzündungserkrankungen möglichst schnell einzudämmen. Da Kortison allerdings auch verschiedene unerwünschte Nebenwirkungen zur Folge haben kann und zudem der therapeutische Effekt des Präparats mitunter zeitlichen Grenzen unterliegt, verlangt der Einsatz von Kortison hohes medizinisches Fingerspitzengefühl, um eine optimale Wirkung zu entfalten.

Mussten Ärzte bislang häufig auf ihre Erfahrung vertrauen, gibt eine neue Studie unter Leitung von Prof. Dr. Oliver Werz und Dr. Markus Werner vom Institut für Pharmazie gemeinsam mit weiteren Forschenden der Uni Jena, des Jenaer Uniklinikums und der Harvard Medical School (USA) nun wertvolle Hinweise über den Wirkmechanismus von Kortison in menschlichen Zellen, wie das Portal Diabetologie-online berichtet (https://www.diabetologie-online.de/a/inflammation-bei-der-behandlung-mit-kortison-kommt-es-auf-das-richtige-timing-an-2492196).

 

„Wir konnten in Untersuchungen an Zellkulturen zeigen, dass Kortison in den Immunzellen die Aktivität bestimmter Enzymgene reguliert, die das Entzündungsgeschehen direkt beeinflussen“, zitiert das Online-Portal Dr. Werner. Konkret konnten die Forscher nachweisen, dass Kortison Einfluss nimmt auf sogenannte M1-Makrophagen, eine bestimmte Art von Immunzellen, die am Anfang einer Entzündung auftreten und entzündungsfördernde Enzyme produzieren. Durch Kortisongabe wurden die M1-Makrophagen stattdessen dazu gebracht, entzündungsauflösende Resolvine zu bilden und so den Fortgang der Entzündung abzuschwächen oder gar zu unterdrücken.

Darüber hinaus fanden die Wissenschaftler auch heraus, warum eine Kortisontherapie über einen bestimmten Zeitraum hinaus kontraproduktiv zu werden droht. Denn nach den anfänglichen M1-Makrophagen bilden sich im Körper im Laufe einer Entzündung auf natürliche Weise auch sogenannte M2-Makrophagen, die im Normalfall selbst Resolvine produzieren. Diese Produktion wird durch die Wirkung von Kortison auf das Enzym 15-Lipoxygenase, das die Abläufe in den Makrophagen reguliert, allerdings unterdrückt. „Das erklärt, warum die Anwendung von Kortison in der späteren Phase entzündlicher Erkrankungen nicht mehr zu einer Linderung der Symptome führt, ja sogar kontraproduktiv sein kann und Regenerationsprozesse hemmt“, zitiert Diabetes-online Professor Werz.

„Ihre Ergebnisse implizieren, so das Fazit der Forschenden, dass sich die Therapie entzündlicher Erkrankungen durch einen zeitlich limitierten Einsatz von Kortison und durch neue 15-Lipoxygenase-basierte Therapieprinzipien verbessern ließe und so auch das Auftreten typischer Kortison-bedingter Nebenwirkungen reduziert werden könnte“, schreibt Diabetes-online.