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Riechtraining als neue Therapieform bei Migränepatienten mit Osmophobie

Mit dem Begriff Osmophobie bezeichnet die Medizin eine Überempfindlichkeit für Gerüche. Während beispielsweise die Klaustrophobie (Angst vor engen und/oder geschlossenen Räumen), die Arachnophobie (übermäßige Angst vor Spinnen) oder die Akrophobie (Höhenangst) auch in der Öffentlichkeit bekannte Angstzustände beschreiben, ist die Osmophobie eine eher wenig bekannte Überempfindlichkeit, die zumeist bei Patienten, die unter Kopfschmerz oder Migräne leiden, auftritt.

Im Rahmen der „Neurowoche 2022“, dem 95. Kongress der deutschen Gesellschaft für Neurologie, der Anfang November in Berlin stattfand, widmete sich Dr. Gudrun Goßrau dem Zusammenhang von Gerüchen und Migräneanfällen. Die Privatdozentin von der Universität Dresden hatte mit 113 Migränepatienten eine Befragung zum Thema durchgeführt. Rund 30 Prozent der Probanden berichteten von geruchsinduzierten Migräneanfällen, gar zwei Drittel von einer stark gesteigerten Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Gerüchen während einer Attacke. Das Erstaunliche daran ist, dass Migränepatienten mit Osmophobie bei olphaktorischen Tests schlechter abschnitten als Gesunde, ihr Geruchssinn also schwächer ausgeprägt ist.

Auf der Suche nach neuen nicht-medikamentösen Therapieformen führten die Wissenschaftler eine Studie mit 80 Migränepatienten durch. Während die Teilnehmer der Studiengruppe, die ein tägliches Riechtraining mit verschiedenen als angenehm empfundenen Gerüchen absolvierte, nach drei Monaten sowohl einen deutlich verbesserten Geruchssinn als auch eine verminderte Schmerzempfindlichkeit aufwiesen, zeigten die Vorher-Nachher-Untersuchungen bei der Kontrollgruppe keine Veränderungen. Basierend auf den positiven Ergebnissen erhofft sich das Forscherteam um Dr. Goßraum mit dem Riechtraining eine neue Therapieform neben den bekannten medikamentösen Behandlungen.