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Antibiotika-resistente Keime in den meisten europäischen Gewässern

Noch stellen resistente Keime in Binnengewässern keine große Gefahr für den Menschen dar – doch das kann sich ändern.

Das Corona-Virus hat in der öffentlichen Wahrnehmung viele andere medizinisch wichtige Themen überdeckt. Verschwunden sind diese dadurch aber natürlich nicht. So stellen gegen Antibiotika resistente Krankheitserreger eine Bedrohung dar, vor der Mediziner seit vielen Jahren warnen. Nun hat ein Forscherteam von den Universitäten Marburg, Duisburg-Essen und Hongkong mit einer Studie über die Belastung europäischer Binnengewässer, die unter dem Titel „A multi-omics study on quantifying antimicrobial resistance in European freshwater lakes“ im Fachmagazin „Environment International“ veröffentlicht wurde, das Thema wieder in den Fokus gerückt.

In 13 europäischen Ländern haben die Forscher Proben aus 274 Seen entnommen und auf ihre Belastung durch Erreger untersucht, die Gene in sich tragen, die Resistenzen gegen die vier wichtigen Antibiotikagruppen Tetracycline, Cephalosporine, Chinolone und Sulfonamide, die sowohl in der Nutztier- als auch in der Humanmedizin zu Einsatz kommen, bewirken.

Die Ergebnisse haben gezeigt, dass entsprechende Erreger in nahezu allen untersuchten Proben enthalten sind. Als primäre Ursache der Gewässebelastung nennen die Wissenschaftler Abwässer, die trotz Reinigung vor der Einleitung in die Flüsse und Seen Kranhheitserreger enthalten. Desweiteren spielen Einflüsse der chemischen Industrie und Tierhaltung in Gewässernähe laut der Untersuchung eine Rolle bei der Verbreitung antibiotikaresistenter Mikroorganismen.

Für gesunde Menschen stellen die gefundenen Erreger kein größeres Riskiko dar, erklären die Forscher. Für Menschen mit Vorerkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem können die Mikroorganismen dagegen schon eine Bedrohung darstellen. Mit Blick auf die Zukunft betonen die Wissenschafter betonen, dass die Ergebnisse der Untersuchung als „Warnsignal bei der Bekämpfung von Infektionen verstanden werden müssen.“